In See. Highlight des Tages ist erstmal die Seewasserdusche. Dazu setzen wir uns vorne an Deck und duschen uns mit dem Seewasserschlauch. In Seegang hier draussen geht das im Stehen nicht. Dann kam der Squall. Eine heftige kleine Tiefdruckzelle die uns 36 Knoten Wind ( Windstärke 8 )beschert hat. Wir hatten das Biest rechtzeitig gesehen , alles war klitzeklein gerefft. Heimkehr hat’s mit Gelassenheit genommen, wir dann auch. Jetzt um 23.00 Bordzeit ist der Wind plötzlich weg. Der drei meter Seegang leider nicht. Irre Schaukelei. Wir motoren also wieder. Das wird uns noch öfter passieren auf den nächsten 1000 Meilen. Und dann als wir dabei sind den Klüver auszubaumen plötzlich vor uns heftige Brandung. Leni brüllt ein Wal! Aber das muß sie Euch selber erzählen, denn auf diese Begegnung wartet sie schon ihr Leben lang. Sea u Bert
Leider gibt’s keine Bilder!
In See. Wenn wir auf See sind, senden wir die Logbuchbeiträge über Kurzwelle. Das geht langsam. Und da auch andere was verschicken wollen, sind die Transferzeiten budgetiert. Wir haben 90 Minuten pro Woche. Das ist nicht so viel, denn wir bekommen auch unsere Wetterberichte über diesen Weg. Ein einziges kleines Foto würde bis zu 10 Minuten brauchen. Tut uns leid, liebe Leser, denn Leni fotografiert ununterbrochen Sonnenauf- und -untergänge und Wolken. Gleich nach dem Einlaufen schicken wir alle Bilder! Das dauert leider noch, naja, so 10 Tage etwa. Sea u Bert
U-Boot oder Krokodil.
Nachtwache 01.00 – 05.00 Uhr. Beim gestrigen Sonnenuntergang gab es heftige Diskussionen. B: ganz klar, U-Boot. Hinten Schrauben und Leitwerk, weiter vorn der Turm. M: niemals, links Krokodil, rechts Mäuse in geduckter Haltung auf Motorrad. Nach einer Weile sind wir einig: jetzt macht das U-Boot das Maul auf und will die Mäuse fressen, die von links kommen. Also doch ein Krokodil! Wolken interpretieren macht Spaß, solange es friedliche sind und keine Squalls, die uns Regen und Wind bringen. Vor denen sind wir heute Nacht auf der Hut. ___/)___ Sterne finden ist ein weiterer Zeitvertreib. Wir müssen uns beeilen, bevor der Mond aufgeht und sein Licht anknipst. Nix für ungut, lieber Mond, wir mögen dich sehr und sind dankbar für dein Licht in der Nacht. Aber zum Sternegucken taugt es nicht. Wir finden den Skorpion, die Waage (mein Sternkreiszeichen), die nördliche Krone, die Zwillinge mit Castor und Pollux. Der große Wagen (die Amerikaner sagen Big Dipper – große Kelle) und Kassiopeia sind gut zu sehen, im Norden ist es dunkler. ___/)___ Das Abendessen durfte ich mal kochen. Reis im Reiskocher, den Rest von gestern aufwärmen. Puh, das war schwer! Bert hat ein tolles Brot gebacken. Jedenfalls riecht es hier wie im Bäckerladen und es sieht hervorragend aus. Freu mich schon auf’s Frühstück. Nachdem sich die Wellen wieder etwas besser benehmen und wir den Kurs gut halten können (und die Lakritzschnecken gefunden haben): All’s well on board – Marlene
Lakritzschnecken satt.
In See. Dank sei Albertus Lemke. Der hatte bei unserem letzten Oberndorfbesuch den Ernst der Lage erkannt und hat uns 1.5 kg Lakritzschnecken mitgegeben. Heute nun 500 Meilem (930 km) weg von den Bermudas wurde das wichtig. Nach drei Flautentagen ging heute das Gewackel wieder los. Klar, so bequem konnte es ja nicht weitergehen. War so ein kleines Stimmungstief hier im Atlantik. Da kommt Leni mit den Lakritzschnecken an und alles war gerettet. Wir sind sicher, dass es im Umkreis von 500 Meilen nicht eine einzige Süßigkeit dieser Art gibt. Danke Albertus in Oberndorf! Nun haben wir nur(!) noch 1200 Meilen vor uns bis zu den Azoren. Die Schneckem werden reichen! Über Kurzwelle aus dem großen Blau: Marlene und Bert
Eine funkelnde Nacht.
In See. Hier wird es wahr, das Himmelszelt, ein funkelndes, leuchtendes Dach. Mein Vater nannte den Sternenhimmel auf See die Kathedrale. Heute spiegeln sich die Sterne im Ozean. Dazu die mattgrünen Lichter in der Bugwelle, das Meerleuchten. Der Mond läßt dem Sternenhimmel heute de Vortritt und geht erst später auf. Dann wird er den größten Teil der Lichter ausknipsen und nur die Sternbilder übriglassen. Eine neue Lightshow beginnt. Eine wunderschöne Nacht. Sea u Bert
Ein blauer Tag.
In See, über Kurzwelle. Ein herrlicher Tag mit schönem Sonnenauf- und -untergang, herrlichen Wolkenbildern. Die Rossbreiten machen ihrem Image alle Ehre, kein Wind. Auch der Seegang schläft ein, nur ein sanftes Atmen des Ozeans ist zu spüren. Marlene kam mit zwei Kaffeetassen den Niedergang hoch, das geht nur sehr selten. Kleine Wartungsarbeiten und langes Buchlesen an Deck ohne festhalten. Ein Schiff hinter dem Horizont, nur die Brücke war zu sehen. Glasklare Sicht. Erfreulicher Zeitvertreib sind die Funkrunden, wo sich einige Segler treffen und Positionen und Wetterdaten austauschen. Das macht den Atlantik für alle etwas kleiner. Unsere ARC-Freunde von CISA sind bis auf 17 Meilen hinter uns, werden uns wohl morgen früh überholen. Auch CISA motort. Wir laufen weiter einen Nordostkurs bis 40 Grad Nord, um nicht in die östlichen Winde des Azorenhochs zu kommen. Das liegt nämlich leider über bzw. auf den Azoren. Und nicht, wie es sich gehört, drunter. Wir wollen versuchen, obenherum durch den Hochkern zu stoßen, um dann mit Nordwinden nach Flores zu gelangen. Sonntag und Montag soll es erstmal sehr kräftigen Wind geben, danach wieder Flaute. Abendessen: geschnetzeltes Rindfleisch mit senfiger Soße, Möhren, Ingwer, Zwiebeln und Chinagemüse (Bok Choy oder so ähnlich). Sieht nach einer ruhigen Nacht aus. Sea u Bert
Ein schöner Tag.
Der einzige Vorteil dieses ruhigen Wetters ist, dass es kaum noch schaukelt. Wir können mit zwei Kaffeemucken in der Hand durchs Schiff laufen. Und der Kaffee bleibt auch drin!!! Die Kaffeemaschine arbeitet einwandfrei, nur noch leichtes Ankippen (höchstens 10 Grad) ist nötig. Was sollen alle diese Instrumente hier im Ruderhaus? In der Pantry weiß man (und frau) genau, was draußen los ist. Deshalb gab es heute zum Frühstück auch gekochte Eier. Bei wenig Seegang geht das prima: das Wasser bleibt im Topf und die Eier heile. Und weil sonst nix los ist, haben wir die Ankerwinsch blitzeblank geputzt, weil sie ja jetzt erstmal ziemlich lange Pause hat. Hier ist es 4500 m tief, so eine lange Ankerkette haben wir nicht. Beim Rumlümmeln an Deck haben wir ein paar Roststellen entdeckt, die haben wir auch noch schnell beseitigt und mit Rostschutz angemalt. So viel Arbeit macht hungrig: Sonnenblumenkernbrot mit Ei und Tomate zum Lunch. Ein Frachter kreuzt unseren Kurs in sicherem Abstand, ein paar Portugiesische Galeeren (diese gefährlichen aber hübschen Quallen) segeln vorbei, ein Gelbschnabel-Sturmtaucher umkreist uns, am Himmel wunderschöne Wolkenbilder und im Wasser unendliches Blau. Abendessen: Tomaten-(sind überreif, müssen dringend gegessen werden)-Paprika-Rindfleisch-Pfanne, dazu Süßkartoffel-Püree. Sehr lecker. Dann wird gefunkt: wir haben Kontakt mit der ARC-Europe-Flotte, die einen Tag nach uns in Bermuda gestartet sind. Die Positionen werden ausgetauscht, das Wetter und diese dämliche Strömung diskutiert, die uns bremst. Mit den Yachten CISA und J&B funken wir später noch mal, LADY EVE ist auch dabei. Endlich hat mein Skipper wieder ein paar Jungs zum Quatschen. ___/)___ All’s well on board. Marlene
Viel zu tun gibt’s hier nicht.
In See, 273 Meilen von Bermuda und 1432 Meilen bis Flores. Das ist ja gar nicht mehr so weit, gerade mal wie von Oberndorf bis kurz vor Spitzbergen. Wir haben wenig Wind wie vorhergesagt, motorsegeln. Eigentlich sollen wir so etwa 5,5 Knoten laufen, das zeigt das Log auch an, aber die GPS Daten, die die Fahrt über Grund berechnen, zeigen gerade mal 3,8 Seemeilen pro Stunde. Wir haben offensichtlich einen kräftigen Gegenstrom, den wir hier mittendrin nicht erklären können. Vielleicht ist es ein Eddy, nein nicht der aus Oberndorf. Eddies sind große Wirbel (eben wie Eddy) wie sie zum Beispiel im Golfstrom vorkommen. Wir finden es jedenfalls saublöd. Nun sind wir ja erst gut zwei Tage unterwegs, aber ich finde die Reise schon etwas lang. Ich bin ja ein überaus geduldiger Kerl, wie meine Kollegen bestimmt gern bestätigen, aber mein Gott, noch mindestens 14 Tage! Naja. Sea u Bert
Der Wind ist weg.
In See, 230 Meilen seit Bermuda, 1472 Meilen bis Flores. Vereinbarungsgemäß ist der Wind nun eingeschlafen. Jetzt bringt uns die Backbordmaschine mit 1000 Umdrehungen knapp 5 Meilen pro Stunde direkt auf unser Ziel, die Insel Flores zu. Diese Azoreninsel ist übrigens Europas westlichster Punkt. Die Flaute dauert wohl 2 Tage, dannach kommt dafür etwas mehr Wind. Gucken wir mal. Sea u Bert
Nachtrag 2. Tag.
Ja, gewöhnungsbedürftig ist die Schaukelei schon. Aber wir sind schon gut trainiert. Das Frühstücksmesser saust nicht mehr durch die Gegend, dafür ist der schöne Kaffee, den wir mit viel Mühe der Nespresso-Maschine entlockt haben (Bert hält sie in etwa 45,5 Grad Schräglage, ich bediene die Knöpfe und halte die Tasse), überall – nur nicht mehr in der Tasse. War ein Ellenbogen, keine Welle. Zu blöd. Sonstige Beschäftigungen: duschen an Deck (erst mit Seewasser, dann kurzes Nachspülen mit Süßwasser), Rückenturnübungen, Tee (!) und Muffins, lesen, Hörbücher hören (heute Columbus, kann man ja noch was lernen), funken mit zwei anderen Yachten, Rigg inspizieren, schlafen, kochen und essen. Alles dauert viel länger, weil man genau überlegen muss, was man wo hinstellt, und nicht vergessen, sich festzuhalten, sonst gibt’s blaue Flecken. Heute Morgen zum Sonnenaufgang waren kleine Delphine bei uns, nachmittags hatten wir Besuch von einer Spatelraubmöwe. Sie ist auf dem Heimflug vom Winterquartier in Afrika über die Nordsee in die arktische Tundra – sagt mein schlaues Buch. Wir folgen ihr, aber nur bis zur Nordsee. Dann biegen wir rechts ab nach Oberndorf. ___/)___ All’s well on board. Marlene