Stellenanzeige.

Schiffskoch/-köchin gesucht. Nach jahrzehntelanger, aufopfernder Tätigkeit hat der Koch auf der Hochseeyacht HEIMKEHR mitten im Atlantik seine Arbeit niedergelegt. Schwerste Kränkungen zwangen ihn dazu. Der neue Koch (der Skipper will lieber eine Köchin) muss drei bis vier Mahlzeiten herstellen, Brot backen, die Pantry auberhalten, abwaschen, Decksarbeiten erledigen, und bekommt als Lohn gelegentlich ein Lob. Die Proviantbeschaffung und Planung gehört natürlich auch zu ihren Aufgaben. Unterbrngung wird je nach Eignung vom Skipper festgelegt. Der bisherige Koch quittiert seinen Dienst, weil die Maschinistin sein Portugiesisch-Französisches Szegediner Goulasch, eine kreative Abwandlung des Elässischen Chou Croute, als Sauerkraut mit Wurst und ‘naja schmackhaft’ bezeichnezt hat, öffentlich im weltweiten Internet.___/)___ Bewerbungen (mit Foto) an den Skipper. HEIMKEHR – Schiffsführung

Der Tag kommt.

Gestern nach dem Abendessen (Hühnercurry, im Reiskocher gekocht – lecker)) gab’s wieder einen gemütlichen Fernsehabend. Zwei Folgen von mareTV angesehen: Kap der Guten Hoffnung und Neufundland. Man weiß ja nie, wo man so hintreibt, wenn der Wind wegbleibt (smile). Da müssen wir uns ja vorher schon mal informieren. Also, ich bin für Neufundland – ist auch nicht so weit weg wie Südafrika. ___/)___ Tut gut, wenn wir dank der Erdumdrehung um die Sonne herum (eine Runde dauert ja bekanntlich fast 24 Stunden) endlich wieder an der Sonne vorbeikommen. Im Osten ist es schon hell, und genau da segeln wir hin. Die ganze Nacht hindurch schnurrt Heimkehr in Richtung Azoren, Meile um Meile, next Stop Flores/Azoren. All’s well on board – Marlene

Nur 200 Melen bis zur Titanic

In See, über Kurzwelle. Ja wir sind kurz vor 40 Grad Nord, und der 40ste bildet im Juni die Eisgrenze. Allerdings ist es trotzdem angenehm warm. 200 Meilen von hier passierte es dann. Eisberg etc, Ihr habt jaalle den Film gesehen .Wir haben noch kein Eis gesehen und haben anyway Probleme uns Eis hier vorzustellen. Aber ist so. Heute gibt es ein Warnsystem, ein Eisberg würde geortet und gemeldet werden. Wir hatten heute einen knackigen Segeltag, seit gestern abend ist die Maschine wieder aus. Die Dicke ist heute selten unter 7 Knoten gelaufen. Auch jetzt mit den für die Nacht verkleinerten Segeln läuft sie konstant 5,5 kn. Das ist auch gut so. Wir müssen jetzt so viel Höhe wie möglich laufen um uns den nordöstlich von uns liegenden Azoren zu nähern. Denn der Wind wird östlich drehen, gegen uns. Wenn wir dann den 40sten erreicht haben werden wir wohl in den Hochkern hineinfahren und die letzten ca 5-6 Tage motoren. Das ist die Empfehlung der Wetterfrösche. Hoffentlich hält sich das Hoch auch dran. ____/)____Es tut gut, dass wir weniger vor als hinter uns haben. Hinter uns seit Bermuda 982 Meilen und vor uns noch 734. Sea u Bert

Bergfest.

Delphine bringen unseren Wachplan durcheinander. Über eine Stunde spielt eine ganze Schulklasse (20 – 25 Tiere) mit Heimkehr und den Atlantikwellen. Können uns nicht sattsehen an ihrer Lebensfreude, ihren Kapriolen. Rückenschwimmen, große Sprünge, kleine Sprünge, tauchen, Synchronspringen in vierer, fünfer Formation. Da kann ich doch nicht in die Koje gehen und schlafen! ___/)___ Der Skipper befiehlt: Deckschrubben. Jawoll, auf die Knie und mit Bürste und Seewasser wird geschrubbt. Bei Sonnenschein und warmem Atlantikwasser (22 Grad) macht das sogar Spaß. Und da ja Personal knapp ist auf Heimkehr, fasst der Alte auch mit an. Dann wird Schlaf nachgeholt, dringend. ___/)___ Wir haben die Häfte der 1750 Seemeilen geschafft. Da wir gerade beim Abendessen sind (Nudeln mit Käsesoße und Lachs – na bitte, geht doch!), gönnen wir uns ein Glas Weißwein. Den ersten Schluck bekommt Neptun, das soll ihn friedlich stimmen. Ganz vorsichtig frage ich ihn, ob er auch was mit dem Wind zu tun hat und bitte um ein paar Knoten des kostbaren Gutes. Hinter uns ist die Sonne unterwegs zum Horizont und ihre Strahlen bilden eine goldene Straße auf dem Wasser. Gewaltige Wolkenberge bilden sich vor uns und werden rosa angemalt von den letzten Sonnenstrahlen. Was für ein Schauspiel. Das ist das Tief, das uns Wind bringen soll. Tut es dann endlich auch und wir können wieder segeln. Maschine aus, alle Tücher hoch und los geht’s. Danke Neptun. All’s well on board – Marlene

Flaute.

In See, über Kurzwelle. Unseren Dieselbestand hab ich schon 10 mal nachgerechnet. Eigentlich reichts. Wir haben noch netto 1800 Liter zur Verfügung, aber ich kann es nicht messen. Alles nur gerechnet. Netto heißt, ich habe abgezogen 400 Liter für das, was mindestens im Tagestank bleiben muss, und 200 hab ich als Ungenauigkeitsabzug angebracht. Unter ungünstigsten Bedingungen brauchen wir bis nach Flores 1350 Liter. Anyway, es sind einige Unbekannte in dieser Rechnung. Übrigens, Flores hat keine Tankstelle für Schiffe, nur für Autos und Kanister…..Es ist kein Wind seit 2 Tagen. Null, nix. Die Schipperei ist schön, herrliches Wetter, warm, die Schaukelei hält sich in Grenzen, weil die 2-3 Meter hohe Dünung sehr lang ist. Die Wetterlage ist ein Kampf zwischen dem großen Azorenhoch und kleineren Tiefs, die balgen sich. Eigentlich soll heute Nacht Wind kommen, drückt uns die Daumen. Sea u Bert

Hoichseekino.

Weil’s nix an den Segeln zu zupfen gibt, sind wir abends ins Kino gegangen. 2 Beiträge von mare-TV über Cornwall/England und Alaska haben wir uns angesehen. Dazu Erdnüsse und Lakritzschnecken. Popcorn war aus. Der PC auf rutschfester Unterlage machte seine Sache gut, nur die kleinen Lautsprecherboxen sind gar nicht standfest und mussten festgehalten werden. Sonstiger Zeitvertreib: lesen, Sherlock Holmes Krimis hören, an Deck in der Sonne liegen, über die Delphine freuen, die uns zweimal besucht haben. Die Wasseroberfläche ist fast glatt, man kann sie tief ins Blau abtauchen sehen. Wenn Delphine ein Schiff begleiten, bringt das Glück, sagt Eddy. Recht hat er. ___/)___ Die Nachtwache ist friedlich. Der halbe Mond zaubert eine Mondstraße aus gleißendem Licht auf die leicht ölige Wasseroberfläche. Heimkehr zieht eine Glitzerspur hinter sich her. Leuchtendes Plankton wirbelt durch das Wasser (übrigens auch in der Toilette). Auf dem Radar ist nichts zu sehen, keine Squalls, keine Schiffe. Über das Abendessen haben wir die letzten zwei Tage nicht geschrieben. Kein Wunder – es gab Sauerkraut mit Chorizio-Wurst, Süßkartoffelpüree und weil’s zu viel war, gleich zweimal hintereinander. Benotung: schmackhaft. Das brauche ich auf dieser Reise nicht mehr. Aber sonst: All’s well on board, Marlene (hab Hunger, muss noch mal an die Keksdose)

Der Atlantik ist freundlich.

In See, über Kurzwelle. Zumindest jetzt, gestern konnte man das nicht sagen. Die See hat sich beruhigt, immer noch kein Wind. In unserer allabendlichen Funkrunde gab es nur ein Thema: Wann kommt Wind. Wir motoren jetzt sei 24 Stunden, und bis morgen abend geht’s wohl noch so weiter. Immerhin ist auch diese vertrackte Strömung vorbei, die uns zusätzlich gebremst hat. Einige Squalls sind auf dem Radar, die aber wohl nicht so viel Wind haben. Es war ein friedlicher nachmittag. Drückt uns die Daumen für den richtigen Wind. Kleines Stück haben wir ja noch. Grob gepeilt müßten wir morgen abend Bergfest feiern. Normalerweise trinken wir auf See keinen Alkohol, aber da machen wir ne Ausnahme: Dark and Stormy. Sea u Bert

Nur noch 999 Meilen!

Seit 15.00 Uhr sind wir dreistellig! Nur (!?) noch 999 Meilen bis Flores! Das entspricht der Entfernung von Cuxhavenn zu den Faröer Inseln. Aber wir freuen uns trotzdem. So etwa in 2 Tagen haben wir dann die Hälfte. Das wird auch Zeit. Sea u Bert

Kein Wind und Strom gegenan.

In See, über Kurzwelle. Das stand in keinem der blauen Bücher: Immer wieder haben wir mit Gegenstrom zu kämpfen. Seit gestern abend läuft die Steuerbordmaschine und wir haben die ganze Nacht über nur 3,5 Seemeilen pro Stunde gemacht. ( ein Knoten = 1 Seemeile pro Stunde)Das ist verdammt wenig. Dabei verbrauchen wir natürlich genauso viel Diesel wie bei 5,5 Knoten Fahrt. Seit ein paar Stunden sind wir wieder auf 4,3 kn. Erst morgen soll es wieder etwas Wind geben. Sea u Bert

Wal, da bläst er.

Stimmt, einen Wal von Heimkehr aus zu sehen, war schon lange mein Traum. Einen armen verirrten Kerl haben wir zwar mal in Dänemark im Kleinen Belt gesehen, aber das ist nicht zu vergleichen mit diesem hier heute. Der war in seinem Element, ein unglaublicher Anblick. Das erste, was wir gesehen haben, war unnatürliche Brandung auf diesen Wellenbergen, die sich unter Heimkehr hindurchschieben. Dann ist er halb aus dem Wasser gesprungen und später dann noch zweimal, aber schon weiter entfernt. Unglaublich, das ganze Tier war in der Luft. Mit gewaltigem Platsch ist er wieder abgetaucht. ‘Unser’ Wal ist entweder ein Minkwal oder ein Finwal. Aber so wichtig ist das gar nicht, hauptsache Wal. Hoffentlich dösen die hier nachts nicht rum, es ist stockfinster, der Mond ist hinter Wolken versteckt und das Radar wird mir keinen Wal zeigen. Teibende Container und schlafende Wale … das ist meine größte Sorge, wenn wir sozusagen im Blindflug durch die Nacht segelmotoren. Ja, schon wieder läuft die Maschine. Der Wind scheint auch zu pennen, leider die Wellen nicht. Kein Wind und ruppige See, das ist unfair. So schaukeln wir durch die Nacht und finden’s ziemlich blöd. Entweder ist zu viel Wind oder zu wenig. Heute Nachmittag in den Spitzen 36 Knoten, jetzt 6. Gibt’s auch noch was dazwischen? Haben den Nachmittag damit verbracht, alle möglichen Segelgrößen und -stellung auszuprobieren. Alle Segel ganz dicht gesetzt, dann mal mit mehr Bauch, die Vorsegel (Klüver und Fock) gerefft oder ganz weg, das Besansegel weiter auffieren (oder vielleicht doch nicht?), das Großsegel auf Taschentuchgröße (drei Reffs), dann das Groß wieder ausgerefft (zwei Reffs), nee läuft auch nicht, alle Reffs wieder raus … Es nervt. Und das alles auf schlingerndem Untergrund und mit einer Hand. Die zweite braucht man zum Festhalten. Noch 1051 Meilen bis zu den Azoren. All’s not so well on board!!! Marlene