Stimmt, einen Wal von Heimkehr aus zu sehen, war schon lange mein Traum. Einen armen verirrten Kerl haben wir zwar mal in Dänemark im Kleinen Belt gesehen, aber das ist nicht zu vergleichen mit diesem hier heute. Der war in seinem Element, ein unglaublicher Anblick. Das erste, was wir gesehen haben, war unnatürliche Brandung auf diesen Wellenbergen, die sich unter Heimkehr hindurchschieben. Dann ist er halb aus dem Wasser gesprungen und später dann noch zweimal, aber schon weiter entfernt. Unglaublich, das ganze Tier war in der Luft. Mit gewaltigem Platsch ist er wieder abgetaucht. ‘Unser’ Wal ist entweder ein Minkwal oder ein Finwal. Aber so wichtig ist das gar nicht, hauptsache Wal. Hoffentlich dösen die hier nachts nicht rum, es ist stockfinster, der Mond ist hinter Wolken versteckt und das Radar wird mir keinen Wal zeigen. Teibende Container und schlafende Wale … das ist meine größte Sorge, wenn wir sozusagen im Blindflug durch die Nacht segelmotoren. Ja, schon wieder läuft die Maschine. Der Wind scheint auch zu pennen, leider die Wellen nicht. Kein Wind und ruppige See, das ist unfair. So schaukeln wir durch die Nacht und finden’s ziemlich blöd. Entweder ist zu viel Wind oder zu wenig. Heute Nachmittag in den Spitzen 36 Knoten, jetzt 6. Gibt’s auch noch was dazwischen? Haben den Nachmittag damit verbracht, alle möglichen Segelgrößen und -stellung auszuprobieren. Alle Segel ganz dicht gesetzt, dann mal mit mehr Bauch, die Vorsegel (Klüver und Fock) gerefft oder ganz weg, das Besansegel weiter auffieren (oder vielleicht doch nicht?), das Großsegel auf Taschentuchgröße (drei Reffs), dann das Groß wieder ausgerefft (zwei Reffs), nee läuft auch nicht, alle Reffs wieder raus … Es nervt. Und das alles auf schlingerndem Untergrund und mit einer Hand. Die zweite braucht man zum Festhalten. Noch 1051 Meilen bis zu den Azoren. All’s not so well on board!!! Marlene