Was die Natur sich so alles ausdenkt?!

In See. Atlantik. Erst dachte Leni, es seien Plastiktüten. Nein, es sind wohl portugisische Galeeren (Physalia physalis), Segelquallen, und giftige dazu. Bis zu 1000 Nesselzellen pro Zentimeter machen sie richtig gefährlich. Hautkontakt kann Atemstillstand und Herzversagen zur Folge haben. Sie haben eine CO2 gefüllte Blase, mit der sie über die Meere segeln. Sie glitzern und funkeln, als hätte die Meerjungfrau ihre Krone veloren. Wir haben schöne Fotos gemacht, die können wir aber über Kurzwelle leider nicht schicken. Sowie wir ein Internt haben, kommen die Bilder. ____/)____ Sea u Bert

Wir kommen voran.

In See, Atlantik. Noch 275 Seemeilen bis Bermuda. Die See hat sich etwas beruhigt, wir konnten an Deck schon einige kleine Jobs erledigen. Das schöne Wetter versöhnt. So wie es aussieht, werden wir unter Maschine bis nach Bermuda laufen müssen. Ok, wir sind ein Motorsegler, wir können das auch. Das Ruderhaus ist natürlich ein einziger Segen, wenn’s gegenan geht. Beide Maschinen laufen gut, inzwischen machen wir mit 2 x 1000 Umdrehungen knapp 6 Knoten, heute nacht waren es gerade 4 Knoten. Fisch gab’s heute nicht, so toll ist der neue Köder nun auch wieder nicht. Dafür gab es Chop Suey, ein Wokgericht mit Rindfleisch, Süßkartoffeln, Erbsen, Möhren, Chinakohl und Soja Soße. China- und Weißkohl halten sich ohne Kühlung lange und sind deswegen immer an Bord. Mit dem Wok koche ich gern, weil ich nur einen Topf festhalten muss. Liebe Hausfrauen und -männer, wie einfach ist doch das Kochen zu Hause, wenn sich die Küche nicht bewegt. ____/)____ Sea u Bert

Gegenan.

In See, Atlantik. 325 Meilen bis Bermuda. Ja tolles Segeln, das war gestern. Seit Mitternacht motoren wir gegenan. Das ist ruppig. Zwar ist mit 4 Beaufort wenig Wind, aber die Dünung ist über 3 m und obendrauf ist eine mistige Kabbelsee. Es ist heite kein Vergnügen, dennoch sind wir stolz auf Heimkehr, die so etwas kann. Schotten dicht und festhalten. Leider können wir nicht gut nach Süden ablaufen, weil der Wind später wieder zurückdrehen soll. Dann hätten wir ihn wieder auf die Nase. Die Küche liefert heute Zwieback, vielleicht krieg ich heute abend eine warme Suppe hin. Jetzt sind die Hörbücher dran, die Lothar uns mit auf die Reise gegeben hat. Sea u Bert

Bergfest!

In See, Atlantik. Endlich haben wir auf der Bermuda Strecke weniger Meilen vor uns als hinter uns. Knapp 400 sind’s noch. Sea u Bert

Tolles Segeln.

In See, Atlantik. Heimkehr steckt voller verborgener Talente. Dass sie stabil ist, sieht man ja. Ein ‘to go everywhere boat’ haben wir oft gehört. Aber dass sie mit ihren 42 Tonnen auch segelt, glaubt oft keiner im Hafen. Heute gibt sie alles. Alle Tücher sind gesetzt (Klüver, Fock, Groß und Besan). Der Wind weht mit 15 – 20 Knoten (in Böen 24 kn) aus Nord, perfekt für unseren Kurs nach Osten. Der Kompass zeigt 95°. Unsere Dicke läuft mit 7,6 Knoten Geschwindigkeit, das ist mehr, als wir unter normaler Marschfahrt mit Maschine laufen würden. Cool. Die knackblauen Wellen mit weißen Schaumkämmen sind bestimmt 2 Meter hoch, aber bei Sonnenschein sieht das alles sehr friedlich aus. ____/)____ Mein Käpt’n bzw. Smut hat die Angel ausgebracht. Heute der pink/blaue Köder mit den großen Augen. “Im Frühjahr mögen die Fische diese Sorte besonders gerne” hat der Verkäufer gesagt. Bin gespannt, ob die Fische das auch wissen. ____/)____ Nochmal kurz was zur Technik: Die Sonnenzellen auf dem Ruderhausdach halten die Batterien knackvoll. Das ist genial. Alle Verbraucher bis auf den Autopiloten, den Kühlschrank und das Funkgerät sind ausgeschaltet. Wenn wir motoren, laden wir die Batterien mit zwei Lichtmaschinen, die an den Motoren angeschlossen sind. Segel ist auch deshalb toll, weil die Maschinistin dann im Maschinenraum nix zu kontrollieren hat (grins). Nur mal ab und zu die Stopfbuchsen checken, weil die Propeller beim Segeln mitdrehen. Happy sailing! Marlene

Funkgeräte in der Mikrowelle?

In See, Atlantik. Kurs Ost. Noch 400 Seemeilen bis Bermuda. Bert kann nicht schlafen und macht sich an der Süßigkeitenkiste zu schaffen. Das hilft auch nicht und so tauschen wir die Wachen. Ich träume von gebratenem Speck (!) und werde wach, weil Bert sich an der Mikrowelle zu schaffen macht. Auch Hunger? Nee, er verstaut Funkgeräte, Handnavi und das Satellitentelefon im sicheren Versteck gegen Blitzeinschlag. Um uns herum viele dunkle Wolken, überall zucken Blitze. Wir reffen die Segel, genau rechtzeitig vor den ersten Böen und starken Regenschauern. Heimkehr freut sich, endlich mal ‘ne Süßwasserdusche. Die Gewitterwolken erstrecken sich über eine Länge von ca. 48 Meilen (kann man auf dem Radar ablesen) von Nord nach Süd. Unser Kurs ist zum Glück nach Osten, so müssen wir diese Front ‘nur’ durchqueren. Die Böen erreichen 28 Knoten (7 Beaufort), haben fiese Winddreher. Wir nehmen beide Maschinen zu Hilfe und steuern Heimkehr mit der Nase in den Wind, alle Segel taschentuchgroß gerefft und dichtgesetzt, durch die dunkle, ungemütliche Nacht. Keine Sterne, kein Mond. Die See will auch mitspielen und formt große Wasserberge. Aber wir haben ein stabiles, starkes Schiff und fühlen uns total sicher. Bis auf die Blitze – da können wir nur beten, dass die uns nicht mögen. Alle Schutzengel (danke Mama) an Bord sind im Einsatz. Der Morgen dämmert und der Spuk ist nach zwei Stunden vorbei. Alos, heute würde ich mal sagen: Dank unserer Schutzengel all’s well on board. ____/)____Marlene PS: Oh oh, nicht vergessen: wir müssen die Geräte noch aus der Mikrowelle nehmen, bevor die aus Versehen einer anstellt!

Nur noch 540 Meilen.

In See. Die ersten beiden Tage sind immer zum Seebeinekriegen. Heute Nachmittag fühlten wir uns viel besser als heute Morgen, obwohl es draußen ruppiger war. Wir brauchen einfach Zeit, um uns einzuschaukeln. Nun ist’s gut. Wir haben uns mit dem Golfstromwasse geduscht. Zum Abendessen habe ich eine Hühnersuppe mit Reis im Reiskocher gekocht. Die Maschinen sind aus und wir segeln mit gerefftem Groß, Klüver und Besan durch die Nacht. Jetzt mit 5,5 bis 6 Knoten, tagsüber ungerefft gern 7. Heute Nacht sollen Squalls kommen, kleine heftige Tiefdruckzellen, die in ihrer Vorderseite viel Wind haben. Oft sind auch Gewitter drin. Auf dem Radar kann man die Biester aber ganz gut sehen, genaugenommen den Regen darin. Das Wasser ist wieder kälter mit 21 Grad, aber die Luft ist jetzt um 21.00 Uhr immer noch 25 Grad. Kuschelig. Und sonst? Naja, wie haben all die Freunde es doch gut in ihren Büros mit Internet und Capuccino. Sea u Bert

Im Golfstrom.

In See, Atlantik. Der Golfstrom ist da. Wassertemperatur 26 Grad und auch die Luft ist heute morgen um halb sechs schon 25 Grad. Der Strom schiebt hier tüchtig nach Nordosten. Das bringt unsere Geschwindigkeit über Grund auf über 8 Knoten. Sea u Bert

Die erste Nacht ist immer lang.

In See. Beide Maschinen tun brav ihren Dienst, wenig Seegang und kein Wind. Wir laufen 6,6 Knoten. Es ist sehr warm draussen und der Ozean wird auch immer wärmer. 18 Grad an der Küste, hier kurz vor dem Golfstrom sind es schon 23. Ein längerer Schnack über Kurzwelle mit Einhandsegler Hinnerk hält wach. Der arme Kerl hat keine Ablösung, schläft im 20-Minuten Takt. Da hab ich es schon viel besser, denn in einer Stunde, um eins löst Marlene mich ab. Sonst nix los hier um Mitternacht, garnix. Sea u Bert