In See, Atlantik, 7. Tag, Etmal mangels Wind nur 104 Seemeilen. Wind 12 Knoten ENE, Geschwindigkeit gut 5 Knoten. Noch 2016 Meilen bis St. Lucia. 3258 Seemeilen seit Oberndorf. Gesendet über Kurzwelle.___/)___ Endlich gab’s Fisch! Und den gleich zum Frühstück. Und so lecker, gleich in Tomatensoße. Feinste Heringsfilets von Appel aus der Dose. Aber Hering beiseite, heute Abend hatten wir wirklich einen Richtigen dran, ein Bonito, so etwa 50 cm lang (etwaige Übertreibungen könnt Ihr selbst abziehen). Leider ist er uns gerade 3 m vor dem Schiff abgerissen. Nun wissen wir endlich, dass es geht. Sehen wir mal weiter. Conny’s Tip aus dem Gästebuch haben wit auch gleich umgesetzt und tatsächlich einen alten Gummihandschuh zerschnitten und um den Haken drappiert. Ansonsten war heute viel blauer Himmel und noch mehr blaues Wasser um uns herum. Ehrlich gesagt, so langsam wird’s langweilig. Wir haben fast ein Drittel der Strecke, zwei Drittel kommen aber noch. Aber nach dem ersten Drittel ist es nur noch ein halbes Drittel bis zur Hälfte. Alles klar? Willkommene Abwechslung sind immer die schon erwähnten Funkrunden, morgens und abends: ‘Sag maq Deine Position’. Großes Geschnacke und auch gegenseitige Beratung in Schiffstechnik, vorzugsweise Elektrik, aber auch mal medizinisches: ‘Habt Ihr Augentropfen an Bord?’. Oder: Brigitte, was kochst Du heute?’ Schön, Freunde um sich herum zu haben, wie zum Beispiel die ‘MOMOS’ in relativer Nähe von 150 und mehr Meilen. Sea u Bert____/)____ P.S. GLückwunsch an Dieter aus Havighorst, nachträglich alles Gute zum Geburtstag, haben am Auslauftag nicht dran gedacht. Und auch an Heidrun, Martin und Christian herzliche Glückwünsche aus dem Atlantil.
Weihnachtsmarkt in Oberndorf, Heimkehr in den Tropen
In See, Atlantik, 6. Tag, Etmal 115 Seemeilen. Wind 12 Knoten NE, Geschwindigkeit 5,5 Knoten. Noch 2143 Meilen bis St. Lucia. 3179 Seemeilen seit Oberndorf. Gesendet über Kurzwelle.
Der schönste Weihnachtsmarkt der Welt ist in Oberndorf, und wir sind nicht da. Das tut schon ein bisschen weh. Der Markt ist ganz besonders, ganz anders. Eben nicht kommerziell, sondern natürlich, stimmungsvoll und eben alles selbstgemacht. Da kauf ich bei Edith immer ein paar handgestrickte Socken. Mal sehen, wo wir im nächsten Jahr um diese Zeit sind. Heute sind wir im Atlantik, der kräftig an uns rüttelt. Nein, kein schlechtes Wetter, nur diese blöde See von der Seite. Das braucht ganz schön Kraft. Immer festhalten. Immer. Teetasse hinstellen, Strafe sofort, Teetasse weg. Tee auf dem Polster. Das kann Momo’s Uwe auch ganz gut. Zum Glück macht Tee keine Rotweinflecken. ___/)___ Heute haben wir den Wendekreis des Krebses übersegelt (Tropic of Cancer) und sind damit in den Tropen angekommen! Fisch: Kein Kommentar.
Lenis Logbuch auf der ARC-Seite: www.worldcruising.com/arc
Sea U Bert F(r)isch ______/)_____
Die Klack, klack Story.
In die Koje, Decke drüber, schlafen. Endlich. Was ist das? Klackklackklack. Macht nichts, stört mich gar nicht. Wo könnte das sein, kommt aus der Achterkajüte. Nein, jetzt ist es weg. Gut, alles ruhig, umdrehen. Fertig. Klackklackklack. Macht ja nix. Mist, wo ist das. Nein, ich steh nicht wieder auf, stört mich ja gar nicht. Klackklack. Raus aus dem warmen Nest. Taschenlampe suchen, lauschen. Nix. Naja, siehste, war ja gar nichts. Rein in die Koje. Feierabend. Klackklackklackklack. Eine Stunde später ist der Täter gestellt, eine Sechskantschraube in einer Kuststoffbox. Leni kommt vorbei. Du bist noch wach? Nö, eigentlich nicht. Sea u Bert
Immer noch kein Fisch.
In See, Atlantik, 5. Tag, Etmal wieder 119 Seemeilen. Würden wir die jeden Tag schaffen, wären es nur noch 18 Tage. Wind 12 Knoten NE, Geschwindigkeit 6 Knoten. Noch 2242 Meilen bis St. Lucia. 3075 Seemeilen seit Oberndorf. Über Fisch rede ich nicht mehr. Punkt. Morgen früh gibt’s ne Dose Heringsfilet in Tomatensoße. Ist ja auch Fisch. Unsere netten Nachbarn aus Las Palmas müssen leider wegen Ruderschadens zu den Kapverden laufen. Die See war doof heute. Hier kommt der Wind aus Nordost und die See aus Nordwest. Das gibt dann vor dem Wind die beliebte 30 Grad – Schaukelei. Dieser Lage angemessen gab es Milchreis und abends Brot. Abendbrot eben. Obst und Gemüse gammeln schneller als wir essen können. Komischerweise haben die Apfelsinen und Zitronen angefangen. Sonst alles wohlauf, langsam wirds ein bischen langweilig. Sea u Bert______/)_______
Fischkutter?
In See, Atlantik, 4. Tag, Etmal 119 Seemeilen. Wind 10 Knoten NE, Geschwindigkeit 5 Knoten. Noch 2374 Meilen bis St. Lucia. 2947 Seemeilen seit Oberndorf.
Also, dass mit der Fischerei ist frustrierend. Feinstes Kurzehosenwetter, ziemlich blauer Himmel, alles fein, aber die Fische beißen nicht. Etwas 100 Meilen vor uns segelt MANATEE und die Jungs haben schon drei Stück gefangen. Schöne handliche kleine Thunfische. Wir haben wunderschöne Plastiktintenfische, die ich schon früher beschrieben habe, aber die Fische spielen nicht mit. Um die Sache zu verbessern, haben wir heute unsere Kampfkraft verdoppelt und auf der Steuerbordseite auch eine Angel ausgebracht. Hier schleppen wir nun einen grünen Plastiktintenfisch und auf der Backbordseite einen roten. So richtig begreifen tue ich das nicht. Von Fischkutter kann da ja eigentlich nicht die Rede sein. Wohl doch nur ein Frischkutter. Oder liegt es daran, dass wir hinten im Regattafeld sind und die vor uns alle Fische weggefangen haben?
Sonst waren wir heute wieder auf der Jagd nach Quietsch und Klapper. Überall in den Schränken sind nun Kissen, Handtücher, Schaumgummistücke, die versuchen, das Schiff zu entklappern. Im Großen und Ganzen ist zwar weniger Seegang, aber doch kommen völlig unvermittelt steile Seen angelaufen, die uns schlagartig in die ungeliebte 30°-Lage bringen. Leni zählt ihre blauen Flecken täglich, bei mir ist da mehr Polster.
Heute Mittag gab es Salat mit Avocados, heute Abend gibt es Möhrengemüse mit Möhrengemüse. Der Speiseplan wird ausschließlich durch das Reifen unserer Gemüsevorräte bestimmt. Selbst die knallgrünen Tomaten sind schon rot.
Einen einzigen Segler haben wir heute getroffen: eine englische Yacht mit schwedischer Besatzung, mit der wir einen Schwatz über UKW hatten.
Bis zu unserem ersten und einzigen Wegpunkt dieser Reise sind es noch 560 Seemeilen, da haben wir noch ein paar Tage dran zu tun. Das Segeln an sich ist wunderbar, klassische Passatsegelei, Wind immer von achtern, sehr gleichmäßig mit knappen 4 Windstärken, die uns mit 5 Meilen pro Stunde weiterbringen.
Achtung Achtung: Leni schreibt auch Logbuch, und das erscheint auf der Website von ARC www.worldcruising.com/arc. Dort müsst Ihr mal rumsurfen, da gibt es jede Menge Informationen. Das Logbuch müsstet Ihr finden unter ‘daily logs’ und/oder ‘Heimkehr’. Such such, surf surf.
Sea U, Bert ______/)_______
Bei uns alles wohlauf!
In See, Atlantik, 3. Tag, Etmal 118 Seemeilen. Wind 10 Knoten NE, Geschwindigkeit 5 Knoten. Noch 2452 Meilen bis St. Lucia. 2838 (5255 km) Seemeilen seit Oberndorf.
Heute war bei uns der Friseur an Bord. Haben jetzt beide einen Atlantik-Cut (Dauer-Welle?). Trotz Seegang sind die Ohren noch dran. Und dann gab’s Bananen-Pfannkuchen, weil die jetzt reif sind und gegessen werden müssen. Unsere morgendliche Turnstunde (Rückenübungen) gestaltet sich schwierig, ist mehr Akrobatik. Durch das schlingernde Schiff kullern wir an Deck immer hin und her. Ist lustig und wir entdecken immer neue Übungen. Blaue Flecken gibt’s auch jede Menge und wir erfinden immer neue Möglichkeiten, das Klirren, Klappern und Rumsen in den Schränken zu stoppen. Unglaublich, was sich alles bewegt. Sogar die vielen Schrauben machen in ihren Kästen ein interessantes Geräusch, ähnlich einer Kinderrassel. Großen Spaß macht uns das morgendliche Öffnen der Atlantikschnur Päckchen. Tolle Idee von den Kindern, total witzige Geschenke, aber das wird eine extra Geschichte. Die Funkerei spielt eine große Rolle hier draußen. Zu festen Zeiten gibt es ein ARC Netz, hier wird mit jeder Yacht gesprochen, Wetterinformationen und Routenempfehlungen gegeben. Dann gibt’s noch unsere Schnackrunde, mit der Momo und wir mal angefangen haben, morgens und abends jeweils um 8. Da sind inzwischen viele versammelt. Da wird geklönt, wo seid Ihr denn, was lauft Ihr, habt Ihr schon was gefangen? Das bringt Abwechslung, die Landschaft um uns herum sieht heute etwa so aus wie die gestern. Die Schaukelei ist etwas besser geworden. Die See ist nicht mehr vier, sondern nur noch drei Meter hoch. ____/)____ Weils ja doch, in Deutschland in der Zeitung stehen wird hier die beiden Originalmeldungen, wie sie bei uns eingegangen sind. Die Auliana ist eine Yacht von 16 m Länge aus Deutschland.
23/11/2009 – 1850UTC Yacht 70 Auliana has been abandoned in approximate position 26D 00.646N 016D 15.977W. The crew are all safe, and have been taken onboard a search and rescue craft, ETA Gran Canaria tomorrow morning. All yachts should keep a careful look out for the abandoned yacht which is believed to be slowly sinking. ENDS 24/11/2009 – 0830UTC Yacht 75 – Jeu D’ Esprit have reported hearing a possible MAYDAY today at 0737UTC. The transmission was weak and difficult to copy. It is believed that the vessel name may be ‘Rapanzel’ or similar. Yacht 75 was at position 24 53.6N 019 30.6W at the time of the report. All ARC yachts in the area are requested to advise ARC control of any further reports concerning this possible MAYDAY, and maintain a listening watch on VHF 16. ENDS Hier ist ein Suchflugzeug gestartet, um das fragliche Gebiet abzusuchen. Beide Fälle waren über 80 Meilen von uns entfernt. Aber wie schon gesagt: Schiff und Besatzung wohlauf.
Gute Laune trotz Seegang.
In See, Atlanik, etwa 160 Meilen südwestlich von Gran Canaria. 2713 Seemeilen seit Oberndorf. Über Kurzwelle. Etwas mehr als den ersten Tag haben wir überstanden. Es dauert bei uns immer 2 Tage, bis man (und Frau) an diese wackelige Welt gewöhnt. Es ist weiterhin eine blöde See von etwa 4 Metern, die uns immer wieder um je 30 Grad aus der Senkrechten bringt. Jede noch so kleine Bewegung ist daher sehr anstrengend. Das Gewackel kommt dadurch, dass wir mit Pssatsegeln segeln, vor dem Wind, die Segel wirken also nicht stabilisierend. Das bleibt so, denn die Kurse in die Karibik sind alle vor dem Wind. Auch Kolumbus, der die gleiche Strecke gesegelt ist, hat schon darüber gemeckert. Trotzdem hatten wir ein Etmal von 135 Meilen. Das it ok. Heute gegen Abend setzten erste Aktivitäten ein. Gutes Zeichen für die Stimmung. Wir haben bei der großen Batterie Wasser nachgefüllt, Wasser gemacht, Strom auch und zwei Schäkel ausgewechselt, Angel ausgebracht. Hatten Funkkontakt mit anderen Schiffen, auch mit Momo, Lojan, Manatee und Su An, und dem ARC. Dort haben wir auch gehört, dass eine Yacht ihr Ruder verloren hat und verlassen werden musste. Die Crew ist vom Rettungsboot abgeborgen worden und wohlauf. Nachdem wir in der letzten Nacht Geschwindigkeiten bis 8,5 Knoten erreicht haben, haben wir tüchtig gerefft und laufen nun mit etwa 5 Knoten nach Südwesten. Bis zu unserem Abbiegepunkt nach Westen sind es noch 792 Meilen. Zu Essen gabs heute einen Sauerkrauttopf mit Kartoffeln. Die Dose fuhr schon ein paar Jahre mit. Stimmung gut, trotz der Anstrengung und des wenigen Schlafs in der vergangenen Nacht. Sea u Bert _____/)____
Seefahrt lustig???
In See. Atlantik. Südlich von Gran Canaria. 2584 Seemeilen seit Oberndorf. Der Start war fast ohne Wind, und live übertragen war er wohl doch nicht. Sorry. Jetzt laufen wir flott durch die Mondhelle Nacht. Erst das Gute: Wir laufen um 7 Knoten. Der Haken an der Sache ist, dass wir vor dem Wind segeln, und Heimkehr schlingert wie blöd. Immer 30 Grad zu jeder Seite. Da bleibt nichts stehen, was nicht wirklich fest ist. Wir haben lange an den Segeln gefummelt, jetzt stehen Passatsegel und die Fock ganz dicht. Das Regattafeld hat sich schon sehr weit auseinander gezogen. Wir sehen nur noch einen anderen Segler auf dem Radar. Erwartungsgemäß sind alle anderen irgendwo vor uns, unsere 42 Tonnen brauchen schon Wind. Die ersten Tage auf See sind immer schwer. _____/)___ Sea u Bert
Wann habt Ihr zum letzten Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Las Palmas, Kanarische Inseln, Spanien, 2536,7 Seemeilen seit Oberndorf. Die Empfehlung lautet: Bis 20 Grad Nord und 30 Grad West segeln, das sind etwa 900 Meilen, und dann ziemlich West. Früher sagte man, nach Süden bis die Butter schmilzt, und dann rechts ab. Dort erwarten uns die Passatwinde, die uns nach Westen schieben sollen. Ein anderer Verbündeter ist auch dort zu treffen, der Nord Äquatorial Strom. Der strömt da so fröhlich vor sich hin, freundlicherweise in unserer Richtung. Könnte glatt eine Meile pro Stunde sein, also 24 Meilen am Tag als Bonus (Bonusmeilen). Die Gesamtstrecke nach Santa Lucia beträgt von hier etwa 2850 Meilen, entsprechend etwa 5300 km. Der Wind, das himmlische Kind, entscheidet allein, wie lange wir brauchen werden. Die Regatta endet am 18. Dezember. Wer bis dahin ankommt, kriegt den lecker Obstkorb von der lecker lokalen Schönheit überreicht. Das ist natürlich Antrieb genug, wird aber schwer zu schaffen sein. Wie fühlt sich das denn nun in uns so an? Wir reden davon seit langer Zeit, ich seit meinem 10. Lebensjahr. Wir haben uns sehr intensiv auf dieses Abenteuer vorbereitet. Wir haben dafür unser Schiff gebaut, immer alles ausgelegt für den Einsatz auf der hohen See. Das Schiff ist stark. Wir sind gut trainiert. Wir haben Respekt vor dem Ozean. Und doch wollen wir nun los. Wir freuen uns auch auf die Zweisamkeit im großen unendlichen Blau.
Abschiedskunstwerk
Wie an den ostatlantischen Häfen üblich, haben wir auch hier in Las Palmas unseren Fußabdruck hinterlassen. Mit Schablone ging’s diesmal schon viel schneller. Seht hier die Künstler bei ihrer schweren Arbeit.