Fix und fertig, hundemüde, überglücklich!

Rodney Bay Santa Lucia. Ein wunderbares Gefühl, nach 23 Tagen im sicheren Hafen. Eine Atlantiküberquerung ist kein Spaziergang. Feuchte Augen gab es für die Heimkehr, als wir auch noch besonders herzlich empfangen wurden. Mit einem Obstkorb, eiskaltem Rumpunsch und großer Herzlichkeit. Wir freuen uns über die große, blaue Zweisamkeit, die wir erleben durften. Nun freuen wir uns auf die Koje. Eine ganze Nacht ohne Unterbrechung, bis morgen früh, mindestens. Sea u Bert _____/)_____

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Laaaaaaaaaaaand in Siiiiiiicht!

Gerade eben, um 06.30 Ortszeit, das ist 10.30 UTC und 11.30 in Deutschland, sehen wir das erste Land seit 23 Tagen. Wir waren etwas wortKarg an den letzten beiden Tagen, weil wir ja durch den ausgefallenen Autopiloten ständig steuern müssen. Das ist besonders Nachts in dieser See und vor dem Wind sehr sehr schwer. Eine Stunde Steuern eine Stunde frei. Aber nun wird alles gut!!Sea u Bert

Endspurt, handgesteuert.

Mann sind wir zappeilig!. Rechnerisch morgen früh 7.00 Ortszeit Rodney Bay! Drückt weiter die Daumen!!!
Sea u Bert

Autopilot spinnt!

In See, Atlantik, 180 Meilen bis Santa Lucia. 5133 Seemeilen seit Oberndorf. Etmal 153 Meilen. So wie die Distanz zu unserem Ziel abnimmt, wächst die Aufgabenliste. Wassermacher reparieren. Es leckt im Maschinenraum von oben durch das Deck, da müssen die ganzen Verkleidungen und die darauf montierten Geräte ab. Der Steuerbord-Diesel springt nur zögerlich an, ich habe das Druckhalteventil in Verdacht. Unser Autopilot hat Gesäßhusten. Vor dem Wind ist das Kurshalten immer schwierig, die Ausschläge zu beiden Seiten werden immer größer, zuletzt je 60 Grad. Heute steigt er immer öfter ganz aus. Wir steuern seit heute Nachmittag von Hand. Wir hatten das schon früher mal befürchtet, aber nun ist es so weit. Da wir nur noch unter 200 Meilen vor uns haben, muss das so gehen. Wir werden uns alle Stunde ablösen und im Ruderhaus schlafen. Das wird sehr anstrengend. Das ist so wie Schrankenwärter, stinklangweilig und doch mit hoher Konzentration. Für fast alle Reparaturen, die wir so auf dem Zettel haben, brauchen wir Ersatzteile. Da wird’s hier auf der Insel sicher spannend. Erstmal Internet, dann FedEx. ___/)___ Gestern habe ich aus Schwarzwälder Mehl (750er) ein Brot mit Cranberries gebacken. Heute Abend gab es Königsberger Klopse aus einer Dose, die lange bei uns mitfuhr. Die haben wir im Reiskocher warm gemacht.
Der Navigationsrechner zeigt immer noch Ankunft Montag, sehr früh. Sea u Bert ____/)____
Siehe auch: www.worldcruising.com/arc — daily logs

Die ausgeflippte Welle.

In See, Atlantik, 20ster Tag auf See. Etmal: 148,8 Meilen. Noch 300 Meilen bis Santa Lucia, und 5 0 0 0 Seemeilen seit O B E R N D O R F.
Heute war ein schöner Tag. Die Dicke läuft prima. Die See war wieder mal heftig heute. Auch unsere Funkfreunde meckerten. Leider flippt jede 114ste Welle immer mal aus. Sowieso sind die Seen über 4 Meter hoch, soweit ok, wenn’s denn sein muss. Aber dann kommt in irgendeinem Rhythmus eine Verrückte. Die schmeißt das Geschirr vom Tisch, klatscht eine Pütz Wasser ins Ruderhaus oder prüft hartnäckig, ob die achtere Luke auch wirklich fest verriegelt ist, und sie macht blaue Flecken. Dafür gab es zum Ausgleich heute einen herrlichen Sonnenuntergang. Ja die Karibik kommt näher. Die Seewassertemperatur ist jetzt 28 Grad, was automatisch heißt, dass es unten im Schiff nie kühler wird als eben 28 Grad. Wenn dann wegen der ausgeflippten Welle alles dicht muss, wird es da unten z.B. beim Kochen ganz schön stickig. Da ist das gut durchwehte Ruderhaus natürlich ein Segen. Unser Navigationsrechner glaubt zu wissen, dass wir Montag sehr früh in Lucia sind. Eigentlich müssen wir natürlich zack zack über die Ziellinie. Da uns unsere Platzierung aber ziemlich wurscht ist, werden wir vorher erstmal stoppen und in aller Ruhe schwimmen. Dann laufen wir ein. Und darauf freuen wir uns jetzt! Sea u Bert ____/)___
Mehr vom Tag unter: www.worldcruising.com/arc — daily logs

Jeder Tag ist nun auch nicht witzig.

In See, Atlantik, 499 Meilen nach Santa Lucia. Etmal 138 Meilen. 4818 Seemeilen seit Oberndorf. Über Kurzwelle. Ich hab’s wohl schon mal geschrieben: Fotos gibt’s erst, wenn wir wieder Internetverbindung haben. Dann kommen tüchtig Bilder! __/)__ Die Nähe von 499 Meilen, hab extra gewartet auf unter 500, macht uns etwas mutiger. Wenn der Wind so wird wie prognostiziert, müssten wir am Montag einlaufen. Unsere schwäbischen Hochseefreunde Brigitte und Uwe werden noch heute Nacht mit ihrer MOMO über die Ziellinie gehen. Die haben uns ganz wuschig gemacht mit dem Ruf ‘Land in Sicht’ über Funk. Nun wollen wir da auch hin. ___/)___ Heute hat uns der Autopilot dauernd geärgert, wollte das Schiff nicht auf Kurs halten. Heute Nachmittag, die See ist mal wieder so bei 4 Metern, kippt mir die (natürlich volle) Kaffeemug über den Tisch. Natürlich eine Riesenschweinerei. Es ist besonders warm heute, so 28 Grad, und schwül. Da uns gerade eine Regenfront überholt hat(bis heute die erste), musste alles dicht. Da wird es dann sehr schnell sehr schwitzig im Schiff. __/)__ Also heute ist Donnerstag, der zählt nicht mehr, dann Freitag, Samstag und Sonntag, der Montag zählt auch nicht mehr, und wir sind da. Nur noch drei Tage. Das halten wir aus. Gerade eben, um 19.00 Bordzeit, stockdunkel, hatten wir den ersten richtigen Squall. Das sind Mini-Tiefs mit tüchtig Wind, viel Regen und manchmal Gewitter. Dieser hatte gut 30 Knoten Wind. Üblicherweise springt der Wind innerhalb einzelner Minuten um 15 Knoten hoch. Man kann diese Biester auch auf dem Radar sehen, wir waren also gewarnt. ___/)___ Zur Weiterbildung dienen mir Bücher von Patrick O’Brian, alte Navy-, Piraten- und Schiffsgeschichten. Sehr lehrreich. Für unsere Leser die uns vor dem Frühstück erwarten, versuchen wir jetzt früher zu schreiben, insbesondere früher zu senden. Leider geht das funktechnisch nicht immer, und nicht vergessen, wir sind zeitzonenmäßig vier Stunden zurück hinter old Germany. Sea u Bert____/)____
Siehe auch: www.worldcruising.com/arc … daily logs

Sailfisch!

In See, 636 Meilen bis Santa Lucia, Etmal 118 Meilen, 4682 Seemeilen (9000 km !!!) seit Oberndorf. 17 Tage auf See.
Wir haben heute viel an unserem Autopiloten herumprobiert. Eins unserer wichtigsten Hilfsmittel an Bord, weil er steuert das Schiff tagaustagein nach Kompass. Wenn der Wind und die See von hinten kommen, kriegt er’s manchmal nicht hin. Leni war schon in Cuxhaven tief in die Urparameter eingestiegen, aber wir kriegen ihn nicht besser eingestellt. Mitten in dieser Aktion schnarrt die Angel. Erstes Fühlen gibt Gewissheit, was großes. Ich sag noch: vielleicht ein altes Netz. Dann sag ich zu Leni, als wir die 150 Meter Leine zu Zweit Hand über Hand reinholen: hoffentlich kein Sailfisch. Diese sieht man immer in den Filmen über Florida, wenn sie dann meterhoch aus dem Wasser springen. Ich finde diese Tiere so wunderschön und stolz, dass ich so einen nie umlegen könnte. Es war einer! Auch dieser sprang weit aus dem Wasser, immer wieder. Wir haben ihn längsseits geholt, um ihn vom Haken zu befreien. Das hat er missverstanden und hat sich in letzter Sekunde losgerissen. Die Fotos zeigen leider fast nichts. Er war etwa eineinhalb Meter lang und wunderschön. Leider schwimmt er nun mit dem Piercing herum. Wir verwenden nur Haken, die in kurzer Zeit abrosten. _____/)_____ Unsere MOMO-Freunde werden schon morgen Abend über die Ziellinie in der Rodney Bay gehen. Sie haben ein schnelles Schiff und sind tüchtige Segler. Mal hören, ob’s wirklich den Obstkorb von einer lokalen Schönheit überbracht gibt. Wenn nicht, fahren wir gleich irgendwo anders hin. ______/)_____ Sea u Bert
Nicht vergessen: www.worldcruising.com/arc und dann ‘daily logs’.

Inventur für Gemüse und Seele.

In See, Atlantik, Etmal 130 Meilen, noch 770 Meilen nach St. Lucia, 4544 Meilen seit Oberndorf. 17. Tag auf See.
Ja das Gemüse wird weniger. Letzte Apfelsine heute morgen. Zucchini, Weißkohl, Kartoffeln, Zwiebeln, etwas Paprika und ein paar Tomaten. Dann gibt’s endlich Konserven. Warum endlich? Weil wir viel zu viel Konserven an Bord haben. Siebzehn Tage auf See und immer noch frisches, ist ja auch prima. Aus dem Kohl will ich heute Abend noch ein Stew machen. Das Kochen an Bord macht mir immer noch Spaß. ___/)____
Angeregt durch Gisela, Conny und Claudia die Frage, was ist in uns, wie geht’s uns wirklich, bereuen oder vermissen wir etwas?
Leni und ich sind mittendrin, unseren Lebenstraum zu verwirklichen, der in mir seit dem etwa zehnten Lebensjahr schlummert. Damals hatte ich das Buch ‘Zwei Kinder segeln um Kap Horn’ von Warwick M. Tompkins gelesen. Dieser Wunsch, einmal hier über den Atlantik zu segeln und auf die andere Seite zu gucken, hat mich nie verlassen. Wir haben dann viele Jahre gemeinsam darauf hingearbeitet, besonders in der Zeit, in der wir die Heimkehr (6 Jahre) umgebaut haben. Immer wenn uns die Kräfte verließen, sind wir zurückgekommen auf unseren großen, blauen Traum: Segeln in die Welt. Das große Glück heißt Marlene, die diesen Traum immer geteilt hat. Die Bauzeit war die Prüfung. Das ging nur mit der gemeinsamen Kraft und mit diesem Ziel. Jetzt ist es passiert, nun sind wir unterwegs. Nein, ich habe im Logbuch nichts weggelassen, wir sind glücklich. Die Anstrengung durch den Seegang und den fehlenden Schlaf haben wir schon mehrfach beschrieben. Aber wir sind zutiefst erfüllt von diesem gewaltigen, unendlich blauen Erlebnis. Es ist eine Zweisamkeit, die keiner Ablenkung ausgesetzt ist. Kein Fernsehen, kein Internet, nur der Ozean, Heimkehr und wir. Wir haben uns noch nicht einmal gezankt, reden miteinander, die Themen gehen uns nicht aus, nun schon seit 17 Tagen. Noch nie in unserem Leben hatten wir so viel Zeit für einander, nie saßen wir unter einem so gewaltigen Sternenhimmel. Wir teilen alles: die Freude über die Delphine, die Empfindungen beim Anblick der Sonnenauf- und untergänge, die Ängste vor einem Sturm – und natürlich die letzte Apfelsine. Ja natürlich freuen wir uns auf unser Ziel. ‘Land in Sicht’ könnte nun trotzdem mal einer rufen, das Goldstück wäre ihr sicher. Aber es fehlt nichts. Naja, außer vielleicht ein richtig schöner Capucchino. ______/)_____ Sea u Bert

Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag aus dem blauen Ozean an Jan-Hendrik und Heinz!
Auf der ARC-Seite unter den ‘daily logs’ gibt’s me(e)hr: www.worldcruising.com/arc

Nix los.

In See, 872 Meilen bis St. Lucia, 4434 Meilen seit Oberndorf, Etmal 120. Wir laufen z.Z. 5 Knoten. Über Kurzwelle.
Schönes Wetter und etwas weniger See. Das wissen wir sehr zu schätzen. Den Wassermacher haben wir zerlegt und den Fehler nicht gefunden. Da müssen wir nochmal telefonieren. Haben schon mal die St. Lucia Karten angeguckt. Heute gab’s Thymian Bratkartoffeln mit Bratheringen. Zum Nachtisch Mango mit dem Rest Vanillesoße von gestern. Noch ‘ne gute Woche, glauben wir. Sea u Bert ____/)_______
Unter www.worldcruising.com/arc gibt’s bei den daily logs mehr zu lesen.