Der Tag einer alleingelassenen Bordfrau.

Las Palmas, Gran Canaria.
Die ARC (Atlantic Rally for Cruisers)-Familie formiert sich. Jeden Tag laufen weitere Teilnehmer der Regatta über den Atlantik ein. An fast jedem Rigg weht die ARC-Flagge. Schon auf dem Weg hierher haben wir uns über jede Yacht gefreut, die die Flagge gesetzt hat, hat doch die Crew das gleiche Ziel wie wir.
Heute Morgen gab es wieder viel zu tun: erstmal turnen (damit der Rücken nicht schlappmacht), duschen an Deck, das übliche ‘Schiffe anbinden’, MOMO auf Kanal 17: habt ihr die Nautischen Tafeln für die Astro-Navigation an Bord? Jörg auch auf 17: bitte mal Kurzwelle und Airmail starten für einen Test, bitte auf die 16.000er Frequenz – aha. Hier piepts, knistert und funkt. Gleichzeitig laufen zwei PCs, damit endlich Outlook auf allen Computern (haben mittlerweile 4 – in Worten: VIER an Bord) synchronisiert wird. Dank Internet bin ich in direkter Verbindung mit unserem PC-Fachmann CCV in Cadenberge. Cool. Dann klingelt auch noch das Telefon: Bert will wissen, wie es so läuft. Der ist lustig. Mein Frühstück muffel ich so nebenbei, mein heißgeliebter Latte Macchiato ist kalt. Der ganz normale Wahnsinn – wie früher im Büro. Nur hier ist es warm, kurze Hosen habe ich im Office nicht getragen 🙂
Dann radeln Brigitte von der MOMO und ich zur Ferreteria (eigentliche Eisenwarenhändler), aber die haben alles. Schaumstoff z.B., damit die Nachtwachen in MOMO’s Cockpit gemütlicher werden. Im Supermarkt ‘Hiper-Dino’ gibt’s dann noch die nötigen Zutaten für’s Abendessen, und so machen wir uns mit einer Rolle Schaumstoff (2 m x 1 m und 5 mm dick) auf dem Gepäckträger, Rucksack und diversen Tüten mit unseren Mini-Klapprädern auf den Rückweg durch das Verkehrschaos einer fahrradfahrerfeindlichen Großstadt. Brigitte bahnt den Weg (oder vielmehr die große Schaumstoffrolle mit Brigitte).
Weitere Aktivitäten: Kaffee-Päuschen in der Hängematte, dann zur Kosmetikerin. Nein, nein, nicht ich, unsere Dicke musste mal wieder zur Schönheitskur. Kleine Roststellen werden möglichst sofort behandelt, damit es nicht ein dicker Pickel wird.
Musste heute selber kochen, mein Skipper vergnügt sich ja in Hamburg und isst Grünkohl mit Zubehör bei Anja und Lars. Unvorstellbar, Grünkohl! Bei mir gab’s Spaghetti Bolognese, dazu ein Gläschen Weißwein ‘Cote de Carton’. Oder zwei.
_____/)___/)______Marlene (immer noch allein zu Haus)

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Marlene – allein zu Haus.

Las Palmas, Gran Canaria. Heute Morgen ist Bert nach Hamburg geflogen, um sein Zähnchen wieder heile zu machen. Damit er wieder kraftvoll zubeißen kann. Aber nicht nur das: er hat eine lange shopping-list mit, denn jeder Segler hier kann noch etwas von zu Hause gebrauchen. Kohlebürsten für MOMO, Temperaturmessgerät und Regler für LOJAN. Und was kriegt HEIMKEHR? Wahrscheinlich Zimt-Sterne. Und einen neuen Filter für die Grauwassertank-Entlüftung, damit’s im Schiff nicht müffelt. Langweilig wird’s hier nicht. Die Mädchencrew aus England, die heute unter Segeln in den Hafen einlief (Maschine kaputt), hat ein tolles Manöver hingelegt. Das gefiel dem Dockmaster gar nicht, weil sie sich nicht am Rezeptionssteg vorgestellt hatten und auch noch längsseits und nicht Heck zur Pier festgemacht hatten (der hat Probleme!). Aber alle anderen Jungs und Mädchen auf dem Steg waren voller Anerkennung und viele Hände haben die Leinen belegt. Da war die Vorstellung der Jungscrew aus USA doch um Noten schlechter. Die sehen nur gut aus, aber ohne Schlauchboot-Bugsierhilfe hätten die es nie geschafft, das Heck zum Steg zu manövrieren, mit Motor. Aber wir haben trotzdem mit den Leinen geholfen. Und zu ihrer Ehrenrettung muss ich zugeben, dass sie den Wind gegen sich hatten. Ansonsten habe ich hier alle Hände voll zu tun: im Schiff aufräumen, Wäsche waschen, Schiffe ‘anbinden’, mit Brigitte zum Markt radeln, Kaffee trinken, auf der Mole bis zur Hafeneinfahrt spazieren, Computer-Arbeit, mit Beiboot im Hafen rumfahren und hier und da ein Schwätzchen halten, Salat in der Hängematte essen. Und das alles ohne Aufsicht, mein Skipper ist ja in Urlaub! Und ich weiß jetzt gar nicht, wer es besser hat!?
All’s well on bord! Marlene

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Heimaturlaub?

Nee , so richtig nicht, aber doch. Die abgebrochene Krone (Zacken aus der Krone? )wird in einer Blitzaktion in Hamburg erneuert. Das kann keine besser, als Frau Dr. Drosson. Einen billigen Flug gab’s auch, also nix wie hin. Drei Pullover im Koffer und dicke Socken. Am Samstag geht’s schon wieder zurück an Bord. Hier in Las Palmas laufen auf zahlreichen Schiffen die Vorbereitungen für den großen Sprung über den Atlanik. Was das so alles ist: Demnächst in diesem Theater. Auf jeden Fall bring ich aus Oberndorf ‘ ne Mettwurst mit. Sea u Bert____/)____

Blumenvase.

Es war einst eine kleine konische Campariflasche. Sie steht in diesen kleinen Fächern im Ruderhaustisch. Damit sie nicht umfällt, hat die kreative Yachtwerft Glückstadt drei kleine Brettchen gemacht, mit drei verschieden großen Löchern drin. Da steht sie sicher bei jedem Wetter. Schick nicht?

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Etappenziel.

Las Palmas, Gran Canaria, Spanien. 2536,7 Seemeilen (oder 4698 km) seit Oberndorf. Mit Las Palmas haben wir ein wichtiges Etappenziel erreicht. Bis hier haben wir etwa die Hälfte unserer Reise in die Karibik geschafft. Bisher sind wir seit 138 Tagen unterwegs. Von Oberndorf bis nach Las Palmas sind wir durch die Gewässer von sieben Ländern gesegelt und haben dabei 18 Häfen und 14 Ankerplätze besucht. Wir haben viele freundliche Menschen getroffen in den Häfen und an den Ankerplätzen. Wir haben neue Freunde gewonnen, auch mal Heimweh gehabt. Der Atlantik hat uns mit seiner blauen Weite und seinen Bewohnern beeindruckt und begeistert. Europa ist wirklich schön.___/)___ Die bisherigen Stationen: Cuxhaven, Helgoland, Cowes, Dartmouth, Plymouth, Falmouth, Camarinas, Caraminal, Aguete, Isla Tambo, Combarro, Cies, Bayona, Povoa de Varzim, Cascais, Cascais Bay, Lissabon, Amora (Werft), Ponta des Tres Irmas, Sines, Porto Santo, Enseada de Abra, Quinta do Lorde, Islas Desertas, Graciosa, Playa Blanca, Rubicon, Lobos, Bajo Negro, Rosario, Gran Tarrajal, Morro Jable, Las Palmas.____/)____ Von hier aus sind es nun 2850 Seemeilen (= 5278 km) bis St. Lucia. Diesen Abschnitt müssen wir in einem Stück machen. Wir werden am 22.11.2009 zusammen mit 224 anderen Yachten und sicherlich weiteren 200 Schiffen von anderen Inseln rundherum starten. Zunächst mal ziemlich südlich, an den Kap Verden vorbei und danach nach Westen, bis wir in Rodney Bay auf St. Lucia festmachen. Die Insel gehört zu den sogenannten Windward Islands in der Karibischen See. ___/)___Wir freuen uns sehr, dass so viele zu Hause unsere Reise miterleben. Wir haben bisher wunderbare Dinge erlebt, gesehen und gelernt – wir sind glücklich! _______/)_______ Sea U Marlene & Bert

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Leni’s Sonnen.

Leni liebt Sonnenauf- und Untergänge. Manchmal gibt’s hier aber auch komische Wolken. Man nennt sie hier ‘Donkeys Belly’ Eselsbauch.

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Was macht Ihr da eigentlich?

Serie über den Alltag an Bord. Heute: Energiegeladen. Hier in Las Palmas ist Chance. Benzin für den Außenborder, davon haben wir 60 Liter an Bord und Propangas, davon haben wir 22 kg. Alle Vorräte werden aufgefüllt.

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Nun haben wir einen richtigen Landgang.

Erstmals müssen wir hier in Las Palmas auf die mediterrane Art festmachen. Hintern zur Pier und vorne zwei Ankerleinen vom Grund fischen. Da unser Hintern aber zwei Meter hoch ist, haben wir nun dieses schicke Ding. Da es an der Talje des Beiboots hängt, können wir die Höhe per Knopfdruck verändern. So etwa wie eine Zugbrücke.

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Gnocci mit Käsesauce

gab’s heute. Die Gnocci kochen (sind monatelang ohne Kühlung haltbar) und in der Pfanne etwa 75 g Blauschimmelkäse schmelzen und mit Sahne (Bert nimmt immer 10prozentige) verühren. Etwas Oregano drüber, fertig. Mmmhhh! Marlene

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