Die Tide bestimmt mal wieder den Zeitplan. Frühes Aufstehen ist angesagt. Die TidenAPP sagt, um 7 Uhr losfahren. Das machen wir und wir haben richtig geplant, der Strom läuft mit und wir segeln flott nach Süden. Später kommt eine Maschine dazu (heute ist Jan an der Reihe), da wir so hoch am Wind nicht mehr segeln können. Mittlerweile sind wir in der Republik Irland angekommen und wir setzen die irische Gastlandsflagge. Nach 65 Seemeilen fällt der Anker in der Dundalk Bay.Zum Abendbrot gibt es Königsberger Klopse aus dem Glas mit Kartoffeln. Auch mal lecker.
Mit Bahn und Fahrrad fahren wir nach Belfast zur Titanic-Ausstellung.
Auf genau diesem Gelände wurde die Titanic 1909 auf Kiel gelegt. Die 3jährige Bauzeit des Museums entsprach ungefähr der Bauzeit des Schiffes.
Das Museum ist 38 m hoch. Genauso hoch wie der Rumpf der Titanic. Die kantigen Formen sollen an die Bugpartien großer Schiffe erinnern.
Titanica, Skulptur einer tauchenden Frauenfigur.
RMS Titanic
Foyer des Museums
Die Ausstellung beginnt mit dem Shipyard. Mit diesen “Waggons” fahren wir durch die Werft und sind mittendrin beim Bau des Schiffes.
Glühende Nieten werden eingeschlagen und von der anderen Seite gegengehalten.
Fantastische 3D-Fahrt vom Kiel über die Decks bis zur Brücke.
Am 14. April 1912 kam es zur Kollision mit dem Eisberg.
Unsere Seekarte North Atlantic Ocean: Wir sind nach 99 Jahren im Mai 2011 mit Heimkehr auf unserer Reise von Bermuda zu den Azoren nur 300 Seemeilen von der Unglücksstelle entfernt gewesen.
Der Untergang. Von den über 2220 Menschen an Bord kamen 1514 ums Leben.
1985 entdeckt Ballard die Titanic in 3800 m Tiefe. Teile des Schiffes und andere Fundstücke wurden geborgen.
Dann heißt es Abschied nehmen von Rathlin. Wir laufen um 5 Uhr aus, die Tide diktiert die Zeit. Wir setzen noch in der Church Bay das Großsegel, was aber mehr zur Deko war. Denn der vorhergesagte Wind ließ auf sich warten. Dafür war es sehr dunstig. In den wilden Eddies rund um Rue Point und Fair Head im Rathlin Sound wird Heimkehr ganz schön hin- und hergeworfen. Dann packt uns die Tide und wir laufen mit 11 Knoten über Grund Richtung Süden nach Bangor im Belfast Lough. Wir wollen uns unbedingt die Titanic-Ausstellung in Belfast ansehen. Aber erstmal machen wir eine kleine Fahrradtour entlang der Küste.
Rathlin hat uns supergut gefallen. Eine ganz besondere Insel. Sie misst von West nach Ost 7 km und von Nord nach Süd 4 km. Mit dem Bus sind wir zum West-Leuchtturm gefahren. Eine abenteuerliche Fahrt über die ganze Insel auf engen, kurvenreichen Straßen. Zum Ost-Leuchtturm laufen wir. Und den Süd-Leuchtturm am Rue Point sehen wir von See. Am letzten Abend gibt es Musik und Tanz in Mc Cuaig’s Pub. Tolle Stimmung, nette Leute, leckeres Guinness. Mit der Crew der BOLERO haben wir einen schönen Abend.
Kurz zum Beiboot-Außendorder: Er läuft wieder! Die Vergaserreinigung und neues Benzin im Tank haben ihm gutgetan. Jetzt schnurrt er wieder – also der Motor, der Skipper aber auch. Die Kapitäne der Ausflugsboote freuen sich mit uns. Es ist so unglaublich, wie freundlich und nett hier alle sind.
Ballycastle hat uns gut gefallen. Der Hafen mit den Fischern, Fähren und Ausflugsbooten ist lebhaft, es gibt immer was zu gucken. Wir gehen zur Belohnung lecker essen, zum Nachtisch italienisches Eis. Ballycastle hat einen wunderbaren langen Strand und Morton’s Fish & Chips gleich am Hafen.
Aber jetzt lockt uns die vorgelagerte Insel Rathlin. Das sind nur 6 Seemeilen, bei bestem Sommerwetter schippern wir rüber. Diese Insel ist echt ein Highlight. Kleine Marina, wieder so ein warmherziger, netter Hafenmeister, ein uriger Pub, schönes Restaurant, drei Leuchttürme, ein kleines Museum, ein Mini-Dorfladen, ein kleiner Strand. Rathlin hat nur 150 Einwohner.
Die Insel hat eine wilde Geschichte und ist bereits 6000 v.Chr. besiedelt worden. 1575 gab es ein großes Massaker, bei dem Hunderte, insbesondere Frauen und Kinder, von den damaligen Engländern ermordet wurden.
Aller guten Dinge sind drei. Das Dinghy brauchte drei Anläufe, bis es endlich nicht mehr die Luft verliert. Aber der Außenborder will auch Aufmerksamkeit. Wir finden drei!!! Lecks: eins in der Ballpumpe, eins im Schlauch und eins im Filter. Hier in Ballycastle gibt es keinen Ausrüster. Wir schnacken mit zwei Ausflugsdamperkapitänen, die sofort alles stehen und liegen lassen, um uns zu helfen. Sie telefonieren rum und schon haben wir den richtigen Shop, in dem wir die Ballpumpe bekommen. 45 Minuten mit dem Bus zu einer Firma, die große Ribs baut (bis zu 2500 PS). Tom zeigt uns seine Firma. So nette, hilfsbereite, warmherzige Menschen. Wir sind begeistert.
Nach der Leckreparatur läuft der Motor immer noch nicht. Wir bauen den Vergaser aus und finden weißlichen Schmodder. Das sieht nach einem Benzin-Wassergemisch aus. Wir reinigen alles höchst penibel mit Bremsenreiniger und Druckluft und saugen das Wasser aus dem Benzintank. Jetzt gehen wir lecker Essen und morgen sehen wir mal, ob wir unseren Beibootmotor wieder zum Laufen bringen. Drückt uns die Daumen.
Das schöne Wetter macht uns den Abschied von Schottland echt schwer. Ok, dann nehmen wir die Sonne eben mit nach Nordirland. Rathlin Island ist schon in Sicht, eine vorgelagerte Insel vor Ballycastle. Sean, ein guter Freund hier oben im Norden Irlands, hat uns in der Marina von Ballycastle angekündigt und erwartet uns schon auf der Pier. Wir sind in Irland!!! Bei Tee und Kaffee schnacken wir über vergangene Zeiten, über aktuelles und zukünftiges. Dann fahren wir gemeinsam zum Essen nach Coleraine. Wunderbar, alte Freunde wiederzutreffen.
Weiter nach Süden. Die vorhergesagten 10 Knoten Wind sind beim Ablegen gleich wieder das Doppelte, auflandig natürlich. Aber die Windrichtung ist ideal, wir setzen das Großsegel und den Klüver. Und dann ist plötzlich der Wind wieder eingeschlafen. Mit 5 Knoten kommen wir nicht voran. Also ist heute mal wieder Jan an der Reihe (die Backbordmaschine) und wir segelmotoren gemütlich durch den Sound of Jura zur Insel Gigha. Der Plan, eine Mooring zu fischen, ist ein guter. Aber der Wind macht das Manöver mit bis zu 25 Knoten zu einer echten Herausforderung. Nun wollten wir eigentlich ins Boathouse, ein leckeres Restaurant am Beach. Das Schlauchboot ist repariert, jetzt will der Außenborder nicht starten. Drei!!! drei Leckstellen am Benzinschlauch! Alle Reparaturversuche waren erfolglos. Also Tisch im Restaurant absagen. Heute gibt’s leckere Nudeln mit einer Soße aus dem Glas. Da Nudeln ja bekanntlich glücklich machen, ist das auch ok. Ach übrigens: der Wind ist eingeschlafen.
Wir hatten eine tolle Zeit mit dem TO-Stützpunktleiter Chris Booth und seiner Frau in Craobh. Gemeinsam frühstücken, Tee trinken, grillen, Boot fahren. Wir hatten viel Spaß und viel zu erzählen. Bei passender Tide geht es ein kleines Stück weiter südwärts nach Ardfern. Wechselndes Wetter heute: morgens Regen, dicke Wolken, nachmittags bis zu 27 Knoten Wind und Sonnenschein.
Von Oban geht es weiter nach Süden. Wunderschöne Landschaft. Vorbei an alten Gemäuern, grünen Berghängen, kleinen Orten. Die Hängematten sind geriggt und wir genießen den Sommer in Schottland. Wir laufen ein nach Craobh. Dort wartet schon Chris mit seiner Frau auf uns. Er ist Trans-Ocean Stützpunktleiter in NW Schottland, macht tolle Fotos von Heimkehr und nimmt unsere Leinen an. So schön, auf der ganzen Welt Freunde zu haben. Das Wasser ist herrlich, sogar der Skipper springt rein! Und die Sonne geht unter hinter der Isle of Mull.