Das war ein spannendes Jahr. Erstmals hatten wir Zeit. Endlich konnten wir das machen, wovon wir jahrelang geträumt haben: Schippern, so lange wir wollen. Die Headline einer Allianz-Anzeige für Altersversorgung: Steady winds, a claer horizon, no more meetings! Also die meetings hab ich nicht so sehr vermisst, wohl aber die Geschäftsfreunde, und Kollegen. Mir fehlt die Kommunikation, deswegen auch diese Website, die bisher übrigens knapp zehntausend Mal angeklickt wurde. Wann immer jemand vor dem Schiff stand, hab ich ihn zugetextet, bis Marlene mich am Ärmel gezupft hat. Wir hatten gutes und schlechtes Wetter, das schlechteste allerdings hatten wir auf der Elbe an unserem Auslauftag ( siehe Bild im Logbuch am 29. Juni ). Die wärmsten Temperaturen hatten wir auf den äußeren Hebriden, in Stornoway. Nicht gerade der typische Ort für die Sommerfrische. Da wir einen Monat zu spät ausgelaufen sind, sind wir auch einen Monat zu spät zurückgekommen. Da war es schon verhältnismäßig ungemütlich. Das Hamburger Abendblatt vom 25. November zitiert einen Wetterfrosch. Der Okttober hatte es in sich, vier extreme Orkantiefs hatten sich im Nordatlantik gebildet. Nie zuvor, so sagen sie, hat die Sturmsaison so heftig begonnen. Das war unsere Flucht über die Nordsee Mitte Oktober.
Aus heutiger Sicht waren die Orte und Ankerplätze die schönsten, an denen wir Menschen getroffen haben. Und wir haben auf unserer Reise viele nette Menschen getroffen. Ganz besonders aber war die Harmonie zwischen Marlene und mir. Wir hatten etwas Respekt davor, 24 Stunden täglich miteinander zu verbringen. Das Leben auf See ist meistens schön, aber auch tough. Die Wachen, 3 oder 4 Stunden Tag und Nacht, bei gutem und bei schlechtem Wetter, manchmal hundemüde. Wir haben uns bestens vertragen und waren ein starkes, liebevolles Team. Marlene ist eine wunderbare Frau und ein Pfundskerl. Das war die wichtigste Erfahrung für uns. Die macht uns Mut für die Zukunft.
Die Zukunft: Jetzt im Winter werden wir Heimkehr ausrüsten für die große Reise. Wir wollen aus heutiger Sicht über Irland nach Portugal, mit einem tüchtigen Bogen un die Biskaya herum. Die hat sich während meiner Fahrenszeit bei der Marine mal ganz schlecht benommen. Wenn wir in Lissabon sind, werden wir entscheiden, ob wir links abbiegen ins Mittelmeer oder, wenn wir mutig genug sind, rechts ab in die Karibik und nach Nordamerika.
In Oberndorf gibts natürlich einen Tannenbaum, er hängt am Giebelbalken, schwebt also. Geschmückt von Marlene und dem Ozean, er trägt als Schmuck nur Sterne und Muscheln, die wir von den Stränden der Welt mitgebracht haben. Auf dem Bild ein Sanddollar, um den es eine religiöse Legende gibt (The Legend of the Sanddollar), gefunden am Strand in South Carolina.
Merry Chrismas
Bert

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